Psychopathologie im Alter Flashcards

1
Q

Nenne die 3 Prinzipien des Lebensverlaufs.

A

Prinzip 1: Die Vorteile evolutionärer Selektion werden im Lebensverlauf geringer (z.B. Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit nimmt ab)

Prinzip 2: Mit dem Lebensalter steigt der Bedarf an Kultur. Mobilisierung kultureller Ressourcen zur Regulation biologisch bedingter Entwicklungsherausforderungen, z.B. Stock als Gehhilfe, Hilfe aus sozialen Netzwerken.

Prinzip 3: Im Lebensverlauf und vor allem im Alter nimmt die Effektivität der Kultur ab. Kulturelle Hilfsmittel sind immer weniger effektiv, umb iologisch determinierte Verluste auszugleichen.

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2
Q

Beschreibe das dritte Lebensalter.

A
  • Pensionierungsalter bis Erreichen mittlerer Lebenserwartung der jeweiligen Geburtskohorte (65 - ca. 80 Jahre)
  • biologische Verluste können noch durch kulturelle Ressourcen ausgeglichen werden
  • gekennzeichnet durch zufriedenes Altersdasein
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3
Q

Beschreibe das vierte Lebensalter.

A
  • stärkerer Bedarf nach kulturellen Hilfsmitteln mit gleichzeitig abnehmender Effizienz dieser Mittel (ab ca. 80 Jahren)
  • drastische Zunahme von Verlusten, die nicht mehr ausgeglichen werden können
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4
Q

Theorien des erfolgreichen Alterns: Beschreibe die Disengagementtheorie.

A
  • Abnahme der psychischen Energie, Rollenverluste, Erwartungen des eigenen Todes
  • dadurch vermehrte Beschäftigung mit eigener Person, dem geführten Leben und Endlichkeit
  • zentrale Aufgabe im Alter, nach “innen” wenden, Rückzug von Gesellschaft
  • Kritik: interindividuelle Unterschiede im Aktivitätsniveau bis ins hohe Alter ==> Disengagement kein universeller Prozess!
  • Verlust bestimmter sozialer Rollen kann durch andere ersetzt werden
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5
Q

Theorien des erfolgreichen Alterns: Beschreibe die Aktivitätstheorie.

A
  • Aufrechterhaltung sozialer Rollen und Aktivitäten zentral für erfolgreiches Altern
  • Kritik: Vernachlässigung interindividueller Unterschiede, Aktivität im Alter nicht für jeden gleichermassen befriedigend!

Ebenfalls gilt…

  • abhängig von Persönlichkeitsmerkmalen und Lebensumständen kann hohes oder niedriges Aktivitätsniveau zu Lebenszufriedenheit führen
  • wichtig für Wohlbefinden: Ausübung der Aktivität ist kontrollierbar
  • Disengagement im sozialen Bereich eher soziales Engagement für selektive soziale Kontakte (vereinzelte Kontakte werden gefördert)
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6
Q

Beschreibe das Modell selektiver Optimierung und Kompensation SOK.

A

Durch 3 Anpassungsprozesse wird hohes subjektives Wohlbefinden und ein stabiles Funktionsniveau lange Aufrechterhalten.

  • Selektion (S): (Neu-) Formulierung von Entwicklungszielen und Fokussierung auf Präferenzen
  • Optimierung (O): Stärkung und Nutzung vorhandener, zielrelevanter Handlungsmittel und Ressourcen
  • Kompensation (K): Training und Nutzung neuer Handlungsmöglichkeiten
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7
Q

Was ist die Bedeutung von Lebensereignissen?

A

Lebensereignisse sind diskrete Vorkommnisse, die sich zu einem spezifischen Zeitpunkt ereignen. Sie spielen für die persönliche Entwicklung eine wichtige Rolle, und im Alter sind sie häufig auch der Auslöser für eine neue Entwicklungsphase. Lebensereignisse haben oft weitreichende Konsequenzen und beeinflussen sowohl das physiologische wie psychologische Befinden der betroffenen Person.

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8
Q

Nenne die wichtigsten Lebensereignisse.

A
  • Berentung
    • von 55% als Bereicherung erlebt
  • Tod des Partners
    • Frauen 66%, Männer 22% verwitwet mit über 70
  • Armut
    • Frauen stärker betroffen (6.5%)
  • Traumatische Ereignisse
    • insgesamt gut ein Dritte: Unfälle, Gewalt, Krieg, Zeuge, sexueller Missbrauch in Kindheit
  • Bewusstwerden des eigenen Todes
    • konkretes Nachdenken über Tod und Sterben bei 70-84 Jährige 3%, bei über 85 Jährige 9%
  • Übergänge ins Seniorenheim
    • Zunahme mit höherem Alter (bei über 90 Jährigen 20-33%)
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9
Q

Wie hängen Lebensereignisse und Kognition zusammen?

A

Kritiersche Lebensereignisse lösen eine Stressreaktion aus, wodurch wiederum der kognitive Abbau beschleunigt wird.

==> Folgen der Verwitwung wie Einsamkeit und Depression als Risikofaktoren für beschleunigten kognitiven Abbau!

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10
Q

Was sind die häufigsten Störungen im Alter?

A
  1. Schlafstörungen 19%
  2. Demenz 17%
  3. Majore Depression 9%
  4. Angststörungen 5%

weitere klinisch bedeutsame Störungen:

  • somatoforme Störungen (z.B. Schmerzstörungen)
  • Substanzmissbrauch und -abhängigkeit (Alkohol, Mdikamente)
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11
Q

Wie sieht Depression im Alter aus?

A
  • häufigste nicht-dementielle Erkrankung des Alters
  • Berliner Altersstudie: 27% depressive Störungen
  • Kernsymptome: Dysphorie, Freudlosigkeit, Antriebsschwäche (sowie andere akzessorische Symptome)

Unterschied zu frühen Lebensphasen?

  • ​Verursachung weniger durch Genetische-/Persönlichkeitsfaktoren => häufig durch Lebensereignisse
  • mehr vegetative Störungen, Angstsymptome und Hypochondrie
  • subjektive Klagen über Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
  • höherer Anteil an chronischen Verläufen
  • weniger vollständige Remission
  • höhere Mortalität
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12
Q

Wie sieht die Differentialdiagnose der Depression im Alter aus?

A
  • Trauerreaktionen führen bei ca. 15% zum Übergang zu klinischer Depression
  • organisch bedingte psychische Störungen => DEMENZ!
    • Komorbidität bei ca. 20% bei leichter Ausprägung
    • Depression beginnt plötzlich, Überbewertung kognitiver Defizite, keine Sprachdefizite

Depression im Alter wird weniger schnell erkannt und ist allgemein wegen verschiedener Faktoren schwer zu behandeln!

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13
Q

Wie werden Demenz und Depression abgegrenzt?

A
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14
Q

Anahnd welcher Diagnose-Instrumente wird Depression im Alter diagnostiziert?

A

Selbst-Beurteilung

  • Geriatrische Depressionsskala (GDS): 30 Items, Kurzform 15 Items
  • Allgemeine Depressionsskala (ADS): 20 Items, Kurzform 15 Items
  • Beck Depressions Inventar (BDI): 21 Items

Fremdbeurteilung

  • Hamilton Depression Rating Scale (HAMD): 21 Items
  • Inventar Depressiver Symptome (IDS): 28 Items
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15
Q

Welche Risikofaktoren im Zusammenhang mit Depression liegen im Alter vor?

A
  • frühere depressive Episoden
  • Defizite bei Fertigkeiten und Ressourcen
  • wenig zu Verfügung stehende Bildungs- und Freizeitangebote
  • altersspezifische Anforderungen
    • Aufgabe der Berufsrolle
    • Veränderungen der soz. Position
    • Abnahme körperlicher Leistungsfähigkeit
    • chronische Funktionseinschränkungen oder Krankheit
    • Krankehnhausaufenthalt
    • körperliche Eingriffe (z.B. Operation)
    • Verluste in Familie und persönlichem Umfeld
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16
Q

Wie wird Depression im Alter basierend auf dem SOK-Modell therapiert?

A

Plastizitätsthese: Gebrauch von Fähigkeiten trägt zu deren Entwicklung bei, Nichtgebrauch führt zu deren Verkümmerung (use it or lose it).

  • Interventionen der Selektion bei Verlust von Sozialpartnern, Berufsrolle, Funktionsverluste: Föerderung motivationaler Bereitschaft, kognitive Methoden, Lebensrückblickinterventionen, Trauerarbeit
  • Interventionen der Optimierung zileen auf Training von Fertigkeiten und Ressourcen: Training der sozialen Kompetenz, Gedächtnistraining, Training einzelner Kompetenzen wie Sprechen, Kochen, selbständiges Wohnen, Benutzung der Verkehrsmittel
  • Interventionen der Kompensation zielen auf Gestaltung der Umwelt: altersgerechtes Wohnen, Einbezug von Diensten und Serviceleistungen (Essensdienste, Pflegedienste)
17
Q

Wie sehen die Versorgungsaspekte alter Menschen aus?

(Wie viel % werden tatsächlich versorgt?)

A
  • Starke psychotherapeutische Unterversorgung!
    • 44% der Depressionen werden nicht adäquat behandelt
    • nur 3% der diagnostizierten Angststörungen werden psychotherapeutisch behandelt
    • weniger als 1% alter Patienten in psychotherapeutischen Praxen, fast 90% der Therapeuten haben keine Patienten über 60 Jahre!

Fazit: nur ca. 10% der Patienten mit psychischen Störungen werden psychotherapeutisch behandelt!

18
Q

Welche Hindernisse für Psychotherapie liegen auf Patientenseite vor?

A
  • fehlendes Wissen über Psychotherapie als mögliche Behandlung
  • kritische Haltung gegenüber Psychotherapie
  • Probleme werden körperlichen Ursachen zugeschrieben, Medikamente werden bevorzugt
  • Sozialisationseinflüsse: “Ausdruck von Schwäche, einen Psychotherapeuten aufzusuchen”
19
Q

Welche Hindernisse für Psychotherapie liegen auf Ärzte-/Therapeutenseite vor?

A
  • Ärzte erkennen psychische Symptome nicht
  • Ärzte überweisen nicht oder verschreiben vor allem Medikamente
  • alte Menschen werden als therapieresistent betrachtet
  • bei Therapeuten nur geringe Spezialisierung in Gerontopsychologie
20
Q

Welche Hindernisse für Psychotherapie liegen als praktische Probleme vor?

A
  • keine Deckung durch Krankenkassen
  • Transportprobleme
  • körperliche Beeinträchtigung
21
Q

Was sind erschwerende und erleichternde Faktoren aus therapeutischer Sicht?

A

Erschwerdende Faktoren

  • Multimorbidität
  • Interpersonelle Verluste
  • Fähigkeitseinschränkung: z.B. sensorische Defizite
  • Eingeschränkte Lebenszeit

Erleichternde Faktoren:

  • Kumulierte Bewältigungs- und Lebenserfahrung (Reife)
  • Motivationale und emotionale Veränderungen
  • Angepasste Wohlbefindensregulation
22
Q

Nenne die zwei demenziellen Erkrankungen.

A

Degenerative zerebrale Demenzen

  • Alzheimer-Demenz (AD) kommt am häufigsten vor (40-60%)
  • vorwiegend kognitive Beeinträchtigung
  • schleichender Beginn, langsames Fortschreiten

vaskuläre Demenz (VD)

  • zweithäufigste Demenzerkrankung
  • pathologische Gefässveränderungen
  • plötzlicher Beginn, fluktuierend, schrittweise Verschlechterung
  • somatische Beschwerden (Bluthochdruck, Arteriosklerose=

Mischformen aus AD und VD

23
Q

Welche Veränderungen im Gehirn finden sich bei Alzheimer Demenz vor?

A

Makroskopische Veränderungen im Gehirn

  • Abnhame der Hirnrinde und des Hippocampus
  • Ventrikelvergrösserung

Mikroskopische Veränderungen im Gehirn

  • Abbau von Synapsen
  • Verminderung von Acetylcholin
  • Ablagerung von Neurofibrillenbündeln (Tau-Proteine)
  • Bildung von Plaques (Eiweissklumpen) zwischen den Zellen
24
Q

Nenne die Prävalenzen der Alzheimer Demenz.

A
  • 107’000 an Demenz erkrankte Menschen im Jahr 2010 in der Schweiz
  • ab 60 Jahren alle 5 Jahre Verdopperlung der Prävalenz
  • 50% bei 95-Jährigen
25
Q

Was sind die Frühsymptome der Alzheimer Demenz?

A
  • sozialer Rückzug
  • Interessensverlust
  • Aufgabe von Hobbies
  • häufiges Verlegen und Suchen von Dingen
  • Unsicherheit bei Entscheidungen
  • Schwierigkeiten bei komplexen kognitiven (beruflichen) Tätigkeiten
26
Q

Was sind die Symptome einer leichten Alzheimer Demenz?

A
  • Gedächtnisstörungen (v.a. Neugedächtnis für Fakten und Erlebnisse; Arbeitsgedächtnis)
  • eingeschränkte Aufmerksamkeitsleistung
  • oberflächliche Kommunikation
  • abnehmende Wortflüssigkeit

==> unabhängiges Leben noch möglich!

27
Q

Was sind die Symptome einer mittelschweren Alzheimer Demenz?

A
  • zunehmende Vergesslichkeit (inkl. deklaratives Gedächtnis)
  • Sprach-, Lese- und Schreibstörungen bereits ohne neuropsychologische Tests erkennbar
  • fehlende Orientierung und Krankheitseinsicht
  • deutliche Verlangsamung im Verhalten
  • zusätzliche Störungen von Erleben und Verhalten (z.B. Halluzinationen, Aktivitätssteigerung)
  • Vernachlässigung von Alltagstätigkeiten
28
Q

Was sind die Symptome einer schweren Alzheimer Demenz?

A
  • Lernunfähigkeit neuer Informationen
  • Verwandte werden nicht mehr erkannt
  • keine differenzierten Aussagen, häufig nur noch nonverbale Kommunikation
  • Auftreten apathischen Verhaltens
  • vermehrt aggressives Verhalten
  • Körperpflege nur noch mit Hilfe

==> Lebenserwartung nach Diagnosestellung im Mittel 5 bis 8 Jahre

29
Q

Welche Diagnosemöglichkeiten stehen der Alzheimer Demenz Diagnostik zur Verfügung?

A
  • Sensitive Früherkennung

Gedächtnis und Sprache (z.B. Münchner-Verbale Gedächtnistest)

  • Demenzscreening

grundlegende kognitive Funktionen, räumlich-visuelle und konstruktive
Leistungen (z.B. Uhrentest, Mini-Mental-Status-Test; DemTec)

  • Neuropsychologische Testverfahren

Differenzierte Beschreibung des kognitiven Leistungsprofils &
Schweregradeinschätzung

  • Testbatterien und klinische Interviews

Differenzierte Leistungsprüfung, differenzialdiagnostische und
Schweregradeinschätzung (z.B. CAMDEX; CERAD-Testbatterie)

  • Rating-Skalen

Differenzierter Gesamteindruck (z.B. Reisberg-Skalen)

30
Q

Was sind Risikofaktoren, die zu einer Alzheimer Demenz führen können?

A
  • hohes Lebensalter
  • genetische familiäre Belastung
  • unbehandelter Bluthochdruck
  • Vorgeschichte:
    • Schädel-Hirn-Trauma
    • Depression
    • Lebensstil (Alkoholismus, mangelnde Bewegung)
  • (Ausbildung und sozialer Status)
31
Q

Welche Therapiemethoden existieren für die Behandlung von Alzheimer Demenz?

A
  • medikamentös: Antidepressiva zögern Progression um 1 Jahr hinaus
  • medikamentöse Behandlung komorbider Störungen wie Depression, Angst
  • Verhaltenstherapie:
    • Bewältigung der emotionalen Belastung für Betroffene und Angehörige
    • Behandlung depressiver Symptomatik
    • Ressourcenmobilisierung
32
Q
A
33
Q
A
34
Q
A