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Flashcards in vl2 : Kendall Deck (16)
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1
Q

Was ist das „Scientist-Practitioner“-Modell?

A

> Als Folge des 2. WK kamen Veteranen zurück mit vielen psychischen Problemen, wobei man merkte, dass es noch keine effektive psychologische Hilfe für diese gab
seit daher von Klinischen Psychologen erwartet, dass sie Forschung in ihrem Feld machen und evaluieren, ebenso wie Psychotherapie praktizieren können
Ziel: Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten vor dem Hintergrund eines Verständnisses der Komplexität von Therapien und menschlichen Funktionierens erfolgen
Jedoch auch Kritik -> es ist immer ein Interesse daran von psychotherapeuten, ihre Wirksamkeit zu belegen (bsp. allegiance Effekt)

2
Q

Was versteht man unter „empirisch validierten Therapien“ („empirically supported treatments“)?

A
  • Therapieformen, deren Wirksamkeit gemäss bestimmten Kriterien empirisch gut abgesichert sind
  • Kriterien werden von einer Task Force erarbeitet
    -> Ziel: Klinikern und Leistungserbringern Handlungsempfehlungen für eine möglichst optimale Versorgung von Patienten zu geben
    > Auch viel Kritik an dieser Bewegung!
    > Evidenzbasierte Studien werden eingeteilt nach Evidenzgrad -> 1a= Metaanalyse; 2b= quasi-experimente
3
Q

Was ist mit „efficacy“ und

was mit „effectiveness“ gemeint?

A

> Efficacy: die Wirksamkeit einer Behandlung in der „Kunstwelt“ kontrollierter Studien (unter idealen „Labor“-Bedingungen) - hohe interne Validität, geringere externe Validität
Effectiveness: die Wirksamkeit einer Behandlung in der routinemässigen Anwendung (unter Alltagsbedingungen) -> hohe externe Validität, geringere interne Validität

4
Q

Warum ist die Untersuchung der „effectiveness“ einer Therapie wichtig?

A

> Erkenntnisse aus „efficacy studies“ lassen sich möglicherweise nicht
auf die Anwendung in der Routinepraxis generalisieren
In „efficacy studies“ werden Patienten möglicherweise anders
rekrutiert, als in der Alltagspraxis (z.B. über Inserate und nicht z.B.
aufgrund einer Überweisung eines Arztes)
- kann zu einem positiven Selektionsbias führen (Pat., die sich auf Inserate melden sind möglicherweise motivierter/geeigneter als überwiesene Pat.)
- Patienten können stärker bezüglich z.B. einer bestimmten
Diagnose selegiert/homogenisiert (weniger „typische“ Patienten mit komorbiden Störungen)
In effectiveness-studien werden effekte meistens reduziert -> das heisst man muss am Anfang eine hohe efficancy haben!!
Auch Therapeuten können sich unterscheiden (z.B.
Therapeuten sind in „efficacy studies“ möglicherweise besser
trainiert, als Therapeuten „draussen“ in der Praxis)
Efficacy und Effectiveness-Studien ergänzen sich!
- Nachdem die efficacy unter „Laborbedingungen“
nachgewiesen wurde, sollte auch die Machbarkeit und Übertragung der Ergebnisse auf Alltagspraxis untersucht
werden

5
Q

In kontrolliert randomisierten Studien werden bestimmte Therapieformen mit
Kontrollbedingungen verglichen. Welche Arten von Kontrollbedingungen existieren und was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?

A

> Warteliste-Kontrollgruppe
Placebokontrollgruppe
vergleich etablierter Therapieformen
Superiority und Non-inferiority trials

6
Q

Beschriebe die Warteliste-Kontrollgruppe

A

> Vorteile: Zeiteffekte werden kontrolliert (Spontane Remission, « Reifung » der Klienten, Regression zur Mitte)
Nachteile: Unklar, ob Wirkung der Behandlungsbedingung auf spezifische Komponenten der Intervention zurückzuführen ist (oder z.B. auf die Aufmerksamkeit durch Therapeuten); aber auch ethische Bedenken (kann man Leidende warten lassen?)
Einsatz: Nützlich in einer frühen Phase der Entwicklung einer neuen Therapieform; Frage: Ist die neue Therapieform überhaupt wirksam?

7
Q

Beschriebe die Placebokontrollbedingung

A

> Vorteile: Nicht nur Zeiteffekte, sondern auch Erwartungs- und Aufmerksamkeitseffekte werden kontrolliert. Erlaubt Schlüsse auf die spezifische Wirkung einer Intervention.
Nachteile: Schwierig zu realisieren (meist sog. supportive therapies); Probanden müssen auch darüber informiert werden, dass sie möglicherweise in einer Placebo-bedingung sind; Doppelblind nicht möglich: Therapeuten wissen, dass es sich um Placebobedingung handelt (Erwartungseffekte?); Ethische Bedenken (z.B. 20 Sitzungen Placebotherapie?)
Einsatz: Oft gefordert, aber selten gut realisier

8
Q

Beschriebe die Vergleich mit etablierter Therapieform

A

> Vorteile: Spezifische Wirkung einer Intervention kann gezeigt werden; weniger ethische Bedenken (alle erhalten eine erfolgsversprechende Intervention)
Nachteile: Sehr aufwändig (auch Kontrollintervention muss gut und seriös durchgeführt werden; für beide Bedingungen müssen geschulte Therapeuten verfügbar sein; grosse Stichproben erforderlich, da meist relativ kleine oder gar keine Effekte erwartet werden müssen)
Einsatz: In einer zweiten Phase - nach einem Wartelistenkontrollgruppenvergleich- wichtig

9
Q

Beschriebe die Superiority und Non-inferiority trials

A

> Superiority trial: Versuch des Nachweises der Überlegenheit einer Behandlung gegenüber Kontrollbedingung
Non-inferiority trial: Versuch des Nachweises der Äquivalenz bzw. Nichtunterlegenheit; z.B. vor dem Hintergrund von Kosten-Effektivitätsüberlegungen: herkömmliche vs. minimale (d.h. deutlich billigere) Intervention

10
Q

Was ist der Vorteil der Randomisierung von Probanden zu verschiedenen
Behandlungsbedingungen?

A

> ermöglicht Vergleichbarkeit der Bedingungen hinsichtlich aller denkbaren Personenvariablen und anderen Einflüssen (Kontrolle von Störvariablen)
Vergleichbarkeit ist zwar nicht garantiert, da jede Randomisierung mit Zufallsfehlern behaftet ist, aber sie gewährleistet sie innerhalb bestimmter statistischer Fehlergrenzen
Begriff in Text: Stratifizierte Randomisierung (« schichtweise » Randomisierung; im Gegensatz zu einfacher Randomisierung):
- Beispielsweise können Gruppen nach Schweregrad der Symptome gebildet werden, Patienten werden dann innerhalb der Gruppe randomisiert (Strata = Schicht)
= garantiert, dass in alle Versuchsbedingungen gleich viele schwer und leicht belastete Personen randomisiert werden

11
Q

Zu welchen Zeitpunkten erfolgen in kontrolliert randomisierten Studien üblicherweise Messungen?

A

> Prä, Post, Follow-Up, immer öfter auch wiederholte Messung während Behandlung
Kendall et al. betonen Wichtigkeit von Katamneseerhebungen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass Effekte anhalten
Katamneseerhebungen auch mit Problemen verbunden:
Aufwand/Kosten (« Detektivarbeit »; Langzeitkatamnesen oft auch löchrig)
Je länger Abstand, desto schwieriger die kausale Verbindung zu Therapie

12
Q

Was ist mit „treatment adherence“ gemeint? Warum ist die Messung der Adherence in randomisiert kontrollierten Studien (RCT) wichtig?

A

> In RCT ist die unabhängige, manipulierte Variable meist ein bestimmter Therapieansatz (zb KVT)
Adherence (Adhärenz) misst das Ausmass, mit welchem sich Therapeuten an die Vorgaben eines Ansatzes halten (Manualtreue) -> wird üblicherweise von Beobachtern (externen Ratern) eingeschätzt
neben der Adhärenz bzw. der Frage, wie stark sich ein Therapeut an ein Manual hält, wird oft auch die Kompetenz eingeschätzt. Diese bezieht sich auf Frage, wie kompetent, gut und geschickt die einzelnen Interventionen realisiert wurden
Adhärenz und Kompetenz korrelieren nicht mit dem Therapieoutcome (r=0.02 bzw. r=0.07)= wird auch als Hinweis gedeutet, dass es nicht die spezifischen Techniken sind, die in Psychotherapien letztlich wirken

13
Q

Was ist mit „Attrition“ gemeint?

A

> Attrition (rate) = Schwundquote = Anzahl an Patienten, die vorzeitig aus einer Behandlung/der Studie ausscheiden oder sich nicht ans Studienprotokoll halten
Eine höhere Attrition rate kann zu einem Attrition Bias führen
Beispiel: Verglichen werden sollen zwei Therapieformen -> Bei der schlechter wirksamen Therapie brechen die Patienten eher ab = Für diese liegen dann auch keine Daten vor
Wirkung der schlechter wirksamen Therapie wird überschätzt (wenn nicht nach dem Intention-to-treat-Prinzip analysiert wird)

14
Q

Was wird unter einem „intent-to-treat sample“ verstanden? Warum wird die Analyse von Therapieoutcomedaten auf der Basis von „intent-to-treat“-Stichproben empfohlen?

A

> Das « Intent-to-treat »-Prinzip (ITT) bedeutet, dass die Daten aller Patienten, die man beabsichtigte zu behandeln bzw. die die Einschlusskriterien einer Studie erfüllten und z.B. randomisiert wurden, ausgewertet werden
Das « Gegenteil » ist die Completers- oder Per-Protocol-Analyse (nur die Daten von Patienten, die vorhanden sind und/oder die eine Behandlung abgeschlossen haben werden ausgewertet)
Konkrete Methoden (um mit Missings und nach dem ITT-Prinzip vorzugehen):
- LOCF (Last observation carried forward): Der letzte gemessene Wert wird angenommen (z.B. Post-Messung =Prä-Messung = keine Veränderung wird angenommen)
- Ersetzen der fehlenden Werte durch Schätzungen (mit statistischen Algorithmen, die vorhandene Daten berücksichtigen; « Imputations »)
- Komplexere statistische Methoden: z.B. linear mixed models
Aufgrund des möglichen Attrition Bias werden Intent-to-treat-Analysen in randomisierten kontrollierten Studien verlangt

15
Q

Was versteht man unter einer „klinisch signifikanten“ Veränderung („Clinical significant“-change)? Wie kann die klinische Signifikanz einer Veränderung berechnet werden?

A

> Reliable Change Index (RCI; Jacobson & Truax, 1991): Überschreitet eine Veränderung (z.B. Prä -> Post-Therapie) einen Wert, der auch aufgrund eines Messfehlers erwartet werden könnte -> Wenn ja, wird von einer reliablen Veränderung gesprochen
- Für die Berechnung wird Test-Retest-Reliablität des Messinstruments (z.B. Beck Depression Inventar) als Schätzung des Messfehlers verwendet
Klinische Signifikanz (Jacobson & Truax, 1991) -> Kriterium Reliable Change erfüllt PLUS Symptomatik Post- Therapie unter einem bestimmten Cut-off
- Mögliche Kriterien für Cut-off nach Jacobson & Truax (1991)
A) Das Ausmaß der Symptomatik liegt nach Behandlung mindestens zwei Standardabweichungen unter dem Mittelwert der klinischen Population
B) Die Symptomatik liegt nach Behandlung innerhalb von zwei Standardabweichungen einer nicht gestörten Population
C) Die Stärke der Symptomatik liegt nach Behandlung näher am Mittelwert der nicht gestörten als am Mittelwert der klinischen Population

16
Q

Was wird unter „Moderatoren“ und „Mediatoren“ der Veränderung verstanden? Wie können Moderator- und Mediatoreffekte statistisch getestet werden?

A

> Mediatoren ERKLÄREN den Zusammenhang zwischen zwei Variablen
- Über eine dritte Variable (Mediator) wird ein Zusammenhang besser erklärt -> Die Stärke der Assoziation zwischen A und C wird reduziert, wenn die Assoziation zwischen A und Mediator B und B und C statistisch kontrolliert wird. Berechnung z.B. Regressionsanalysen
Moderatoren VERÄNDERN den Zusammenhang zwischen zwei Variablen